Dienstag, 20. Februar 2018
Halbzeit, einige Veränderungen und ein bisschen Schnee
Nach Weihnachten ging dann auch die Arbeit wieder los. Obwohl sich alle sehr bemüht haben, mit dem Arbeitsalltag langsam wieder zu beginnen, fand ich die erste Woche, die für mich noch dazu aus 6 Arbeitstagen bestand, sehr anstrengend. Hinzu kam, dass auch bei uns auf Teneriffa eine regelrechte Grippewelle ausbrach, von der so gut wie niemand in der Einrichtung verschont blieb.
In der zweiten Woche nach den Ferien begann dann das 2. Trimester. Das bedeutet, dass noch einmal die Werkstätten und zusätzlichen Aktivitäten getauscht wurden und es etwas später auch einige Änderungen, die Gruppen betreffend gab. Auch für mich änderte sich dadurch einiges.
Vor dem Frühstück arbeite ich jetzt nicht mehr im Garten, sondern bin im „Taller de Lana“, der Wollewerkstatt. In der Wollewerkstatt, stellen wir mit den Compañeros unter anderem Vorhänge aus Stoffresten her, filzen Tiere aus der Wolle der eigenen Schafe und ansonsten wird sehr viel für aktuelle Feste vorbereitet. Nach dem Frühstück bin ich jetzt statt in der Kerzenwerkstatt im Garten, allerdings mit einer neuen Gruppe von Compañeros.
Zusätzlich dazu bin ich jetzt nicht mehr im Theater dabei, sondern eigentlich im sogenannten „Club Caminantes“, bei dem jeden Dienstag eine Gruppe von ca. 10 Compañeros und einigen Begleitern den ganzen Vormittag eine längere Wanderung unternimmt. Da es aber dann doch immer noch einiger Änderungen bedarf, wurde mein freier Tag nach der Ersten dieser Wanderungen wieder auf Dienstag getauscht, sodass jetzt ein anderer Freiwilliger meinen Platz im ,,Club Caminantes” einnimmt.
Ich persönlich bin sehr zufrieden mit dem Wechsel, da ich jetzt eine perfekte Mischung aus Arbeit drinnen (Taller de Lana) und Arbeit an der frischen Luft (Garten) habe. Besonders das Taller de Lana und die Handarbeit mit den Compañeros, auch den schwerer behinderten, mit denen ich viel arbeite, gefällt mir sehr gut.
Aber auch die Gruppen wurden noch einmal geändert. Eine Compañera musste meine Gruppe verlassen und in eine andere Gruppe wechseln. Dafür bekamen wir ein neues Gruppenmitglied dazu, der eine etwas stärkere Behinderung hat, wodurch für mich und meinen Tutor jetzt auch neue Aufgaben hinzukommen, wie ihn beispielsweise auf die Toilette begleiten oder auch, dass beim Essen jetzt zwei Leuten geholfen werden muss.

In der zweiten Woche nach den Ferien hatten wir dann auch wieder einen freien Tag, den wir dazu nutzten, endlich den typisch spanischen Snack „Churros“ frühstücken zu gehen. Dies hatten wir uns schon die letzten 5 Monate vorgenommen und jetzt endlich realisiert und auch wenn die Churros vor allem fettig geschmeckt haben, war es ein schönes, gemütliches Frühstück. Den weiteren Tag verbrachten wir in der Siam Mall und nachdem wir unser gemeinsam gekochtes Risotto genossen hatten, war unser erster freier Tag im neuen Jahr auch schon vorbei.

Am 20. Januar fand dann das langersehnte Fest San Sebastián statt. Bei diesem Fest wird der Heilige Sebastian, der Schutzpatron der Viehzüchter und Bauern auf Teneriffa verehrt. An diesem Tag findet am Strand von La Caleta ein großes Fest statt, zu dem Menschen aus ganz Teneriffa mit ihren Pferden, Schafen, Ziegen, etc. pilgern, um die Tiere einmal im Meer zu baden.
Bei uns in der Einrichtung begannen die Vorbereitungen schon einige Tage vorher. Es wurden grüne Halstücher zurecht geschnitten, das Vesper vorbereitet, die Tiere daran gewöhnt den Stall zu verlassen, Lieder geübt, Käse aus eigener Ziegenmilch hergestellt und zwei Ziegen geschlachtet. Die Vorfreude der Compañeros war groß und viele konnten es gar nicht erwarten, dass es endlich Samstag wurde.
Dieser begann für uns Freiwillige und Mitarbeiter dann morgens. Es wurden Lebensmittel, ein rießiger Topf mit Kürbissuppe, Kartoffeln und Getränke in die Busse geladen, um diese zu einem reservierten Platz am Strand zu bringen. Gegen 10 Uhr trafen dann die Compañeros und die Kinder der Kindergruppen mit ihren Familien ein. Nachdem einige organisatorische Dinge besprochen wurden, wurden die Halstücher, die uns als Gruppe von San Juan identifizieren sollten, und einige Früchte und Nüsse als Vesper verteilt. Danach machte sich die Gruppe auf den Weg nach unten zum Strand. Vorneweg gingen die etwa 15 Schafe und Ziegen, die von einigen ,,Hirten” begleitet wurden, danach kamen das Pferd und der Esel, auf dem abwechselnd die Kinder reiten durften. Diesen folgten dann die Compañeros, Eltern, Kinder, Familien und restlichen Mitarbeiter und Freiwilligen. Da die Familien von zwei Compañeros aus meiner Gruppe uns leider nicht begleiten konnten, war ich dafür zuständig, mich beim Runterlaufen und später auch auf dem Fest um sie zu kümmern.
Da das erste Stück unserer etwa 5km langen Wanderung an der Straße entlang ging, war die Polizei informiert, die für uns den Weg freimachte, sodass wir sicher den ,,Camino de la Virgen” erreichten, der hinunter zum Strand führt. Nach etwa 2 Stunden, die wir durch trockenes, staubiges und eher unwegsames Gelände wanderten, kamen wir endlich unten an, wo zunächst die Tiere versorgt wurden, und wo sich die tapferen Mitwanderer an unserem Platz im Schatten mit kalten Getränken erfrischen konnten. Wir aus der Einrichtung waren nicht die Einzigen, die mit ihren Tieren gekommen waren. Schon auf dem Weg zogen einige Reiter mit ihren Pferden an uns vorbei und am Strand von La Caleta wimmelte es nur so von Pferden, Ponys, Eseln, und sogar ein Kamel war auf der Straße zu sehen.
Nachdem wir uns kurz ausruhen konnten, ging das Spektakel schon weiter. In einem Umzug wurden alle Tiere zum Meer getrieben, wo sämtliche Ziegen, Schafe und Pferde einmal ins Wasser geschmissen wurden, was hier eine langjährige Tradition ist. Nach dem anschließenden Mittagessen, unter Anderem bestehend aus dem Fleisch der selbstgeschlachteten Ziegen, ging es schon langsam ans Aufräumen und am Abend mussten wir Freiwillige und einige Mitarbeiter mit den Tieren wieder den Weg hinauf laufen. Müde vom Fußmarsch, vom Bad im Meer und vor allem auch von der Sonne kamen wir oben an, wo wir zum Glück nicht mehr viel aufräumen mussten und nach Hause gehen durften. Mir hat dieses Fest sehr gut gefallen, weil wir noch einmal auch mit den Familien der Compañeros ins Gespräch kommen konnten und wir dieses typische und traditionelle Fest auf Teneriffa, auf das sich alle so sehr gefreut haben, mit den Compañeros und anderen Einheimischen verbringen konnten, und es nicht nur von außen miterlebt haben.

Unsere Schafe und Ziegen

Selbstgemachter Ziegenkäse

Am Sonntag danach wurden wir dann von einem Mitarbeiter der Einrichtung zu einer kleinen Wanderung eingeladen, und da wir an diesem Wochenende ja noch nicht genug gelaufen sind, waren mein Mitbewohner und ich natürlich dabei. Um 15 Uhr wurden wir abgeholt und es ging mit dem Auto hoch ins Teno-Gebirge, auf den ,,Montaña del Agua”, wo wir das Auto abstellten und unsere Wanderung starteten. Zunächst wanderten wir auf einem gut ausgebauten Weg durch den kanarischen Kiefernwald, immer mit Blick auf den Teide. Nach einem kleineren Anstieg, konnten wir den Ausblick auf das Bergdörfchen Masca auf der einen Seite, auf Santiago del Teide auf der anderen Seite und auf den Gipfel des Teides genießen. Nachdem es dort oben vor allem kleinere Sträucher und Farne gab, änderte sich die Landschaft nach einigen hundert Metern ein weiteres Mal. Plötzlich befanden wir uns zwischen dichten Bäumen, die uns umschlossen, sodass kaum das Sonnenlicht zu uns durchkam und es richtig düster wurde. Am Ende wanderten wir noch auf den Gipfel des ,,Montaña del Agua”, von wo aus man sowohl den Süden, als auch den Norden der Insel, den Teide und die Berge des Teno-Gebirges sehen konnte. Dort genossen wir den Sonnenuntergang und schossen einige Fotos, während aus der Ferne nur das Glockenläuten der Ziegen aus dem Dörfchen Masca und gelegentlich ein Motorrad zu hören waren.
Es war wirklich eine superschöne, und vor allem vielfältige Wanderung. Außerdem lernten wir durch den Mitarbeiter, der fast sein ganzes Leben auf Teneriffa verbracht hat sehr viel über die Pflanzen, die Gesteinsformationen und über die Geschichte der Insel und der Bewohner, was sehr interessant war. Was ich besonders interessant fand, waren einige Details über die Wetterlage Calima. Zum Beispiel ist es so, dass der Sahara-Sand bis nach Südamerika gelangt und dort eine wichtige Grundlage für den Regenwald bildet, da nur so bestimmte Nährstoffe dorthin gelangen. In Anbetracht dessen, fällt es Einem schon leichter, sich nicht so sehr über die schlechte Sicht und staubige Luft bei Calima zu beschweren.

Der Gipfel des ,,Montaña del Agua"
Der Gipfel des ,,Montaña del Agua" ist nur zur Hälfte bewachsen, was an privaten Besitzverhältnissen liegt



Kanarische Glockenblume

Das Teno-Gebirge im Sonnenuntergang



Am darauffolgenden Dienstag war dann für mich das erste und auch letzte Mal ,,Club Caminantes” angesagt. Direkt nach dem Morgenkreis fuhr eine Gruppe, bestehend aus etwa 10 fitteren Compañeros, 2 Mitarbeitern, meiner Chefin mitsamt Hund und mir, mit zwei Bussen wieder ins Teno-Gebirge, wo wir im Örtchen ,,Valle de Ariba” zu unserer Wanderung am gegenüberliegenden Hang vom ,,Montaña del Agua” starteten. Dort wollten wir schauen, ob die Mandelblüte schon begonnen hat, was leider bis auf einige vereinzelte Blüten nicht der Fall war. Trotzdem konnten wir bei einer kleinen Pause noch die letzten Mandeln von letztem Jahr aufsammeln und essen, was für mich auch schon ein Erlebnis war. Müde und hungrig kamen wir dann, pünktlich zum Mittagessen, wieder in der Einrichtung an.

Inzwischen begann dann auch der Februar, der kälteste Monat auf Teneriffa, was für uns bedeutete, die Halbzeit erreicht zu haben. Wirklich kalt wurde es draußen aber trotzdem nicht, nur in unserer Wohnung, die schon den ganzen Winter kalt ist, müssen wir auch weiterhin mit dickem Pulli herumlaufen.
Das erste Wochenende im Februar war unser freies Wochenende, das sogar noch durch einen Feiertag am Freitag verlängert wurde. Dieses nutzten wir, um mit einer angemessenen Party die Geburtstage von drei meiner ,,Mitfreiwilligen” nachzufeiern. Den Freitag nutzten wir also, alle Vorbereitungen zu treffen, die Wohnung zu dekorieren, Essen vorzubereiten und so weiter, sodass die Party am Abend zu einem vollen Erfolg wurde und wir gegen halb 1 in den örtlichen spanischen Club ,,Achaman” weiterzogen.
Am Samstag Abend waren wir dann von einem Mitarbeiter auf eine Party im Hard Rock Hotel eingeladen, was wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen konnten.

Am Sonntag Nachmittag machten wir uns, dick eingepackt mit zwei Hosen, 2 Pullis und 2 Jacken, zu fünft in einem Mietauto auf den Weg auf den Teide, um den Schnee zu sehen, der dort eine Woche zuvor gefallen war. Da man allerdings nur bis zur Straßensperre auf Höhe der Seilbahn kam, und irgendwie noch mehr Leute auf die Idee gekommen waren, diesen Sonntag hochzufahren, standen wir dort fast länger im Stau und waren auf der Suche nach einem Parkplatz, als wir letztendlich draußen den Schnee genießen konnten. Zwar war ein Großteil des Schnees schon wieder geschmolzen, was die Einheimischen nicht davon abhielt auf Plastiktüten und Surfbrettern einige kleinere Hänge herunterzurutschen.

Teide im Schnee



Mit dem Februar begann auch die Zeit des Karnevals. Da in der Hauptstadt Teneriffas, Santa Cruz, der weltweit zweitgrößte Karneval nach Rio de Janeiro stattfindet, wurde am letzten Tag vor den Faschingsferien auch in der Einrichtung Karneval gefeiert. Das Motto in unserer Einrichtung war ,,Aeropuerto San Juan – Viaje a Alemania”, also ,,Flughafen San Juan – Reise nach Deutschland”. Die ganze Woche über wurde dafür Dekoration gebastelt und am Donnterstag nach der Arbeit dekorierten wir den Speisesaal festlich, was als Überaschung für die Compañeros gedacht war. Am Freitag nach dem Frühstück begann dann das Spektakel. Es gab drei rießige Kisten mit Perücken und Kostümen und alle wurden verkleidet. Danach folgte ein Spaziergang durch Adeje, bei dem die Compañeros ihre Kostüme präsentieren konnten. Nach einigen Fotos ging die Feier dann im Speisesaal weiter, wo es Essen und Getränke gab und zur Musik getanzt werden konnte. Diese ,,Fiesta de Carnaval” war wirklich ein sehr gelungenes Fest, das allen sehr viel Spaß gemacht hat, auch denen, die zuerst gar nichts vom Karneval wissen wollten.

Zum Motto passend dekorierter Speisesaal

Unsere Ferien begannen dann am Sonntag, wo wir mit dem Bus nach Santa Cruz fuhren. Dort angekommen sahen wir uns zunächst etwas in der Stadt um, auf der Suche nach dem Karneval und bewunderten die zahlreichen vielfältigen Kostüme. Da aber noch nicht so viel los war, fuhren wir zum Strand namens ,,Las Teresitas” im Örtchen ,,San Andrés”, was ein rießiger Strand aus aufgeschüttetem Sahara-Sand ist und von wo wir die Aussicht aufs Meer und die gelegentlich zwischen den Wolken hervorschauende Sonne genossen. Gegen Nachmittag war dann auch in Santa Cruz mehr los, sodass wir dort noch einige Zeit verbrachten und dann wieder mit dem Bus zurück fuhren.
Ansonsten besuchte ich in den Ferien einen für mich neuen Strand, den Abama-Strand, der zwischen einem rießigen Luxus-Hotel und Klippen aus schwarzem Vulkanstein liegt. Für die Hotelgäste gibt es dort sogar eine Gondel, die hinunter zum Strand führt, während das ,,normale Fußvolk” wie wir, eine Steintreppe benutzen muss. Auch wenn das Wasser sehr kalt war, genoss ich es sehr, wieder mal im Meer baden zu können.

Gondel hinunter zum Abama-Strand

Abama-Strand

Außerdem besuchten wir ein weiteres Mal den ,,Montaña Roja” und den Strand ,,El Medano”, der aufgrund des starken Windes übersäht von Surfern, Windsurfern und Kitesurfern war. Die Hin- und Rückfahrt mit Bussen war zwar eine Weltreise, dies wurde jedoch vom Ausblick vom ,,Montaña Roja” und dem schönen, sonnigem Wetter kompensiert, das mir auch den ersten kleineren Sonnenbrand im neuen Jahr bescherte.

El Medano

Kleiner, hungriger Besucher

Am Donnerstag wanderten wir gegen Nachmittag hinunter zum Meer, wo das Wetter allerdings leider nicht so schön war. Trotz kühlen Temperaturen waren wir dann doch noch im eiskalten Wasser schwimmen und am Abend wanderte ich alleine wieder hinauf nach Hause, was ich sehr genoss. Auf meinem Weg konnte ich einen superschönen Sonnenuntergang beobachten, bei dem die Sonne hinter der Nachbarinsel ,,El Hierro” unterging und zu Hause angekommen kochten wir uns gemeinsam noch ein Abendessen.



Am Freitag besuchten wir dann den ,,Aloe Park” in der Stadt Arona, der auf mich wie eine grüne Oase im trockenen Süden Teneriffas wirkte. Dort wurde uns in einer Führung der Anbau und die Verarbeitung der Aloe Vera Pflanzen, die Wasserversorgung und vieles anderes über typische Pflanzen Teneriffas erklärt, was sehr interessant war, auch wenn wir durch die Arbeit in der Einrichtung schon sehr viel wussten.

Aloe Park

Abends fand dann ein weiterer Deutsch-Spanischer-Poetry Slam in der Siam Mall statt, den wir natürlich auch besuchten und der ein schöner Ferienabschluss war.