Sonntag, 19. November 2017
Reflexionsseminar und eine spannende Woche auf El Hierro
In der letzten Zeit ist wieder sehr viel passiert.
Neben Halloween, das wir Freiwilligen alle gemeinsam gefeiert haben, war jemand von der Trägerorganisation des Freiwilligendienstes zu Besuch um sich die Einrichtung und unsere Wohnungen anzuschauen. Außerdem gab es für uns ein Reflexionsseminar, das an zwei Nachmittagen stattfand, bei dem man Probleme ansprechen konnte, über die bisherige Zeit reflektieren sollte und bei dem wir mehr Informationen über die Anthroposophie erzählt bekamen. Dies war sehr interessant und auch hilfreich, auch wenn ich mich nicht zu 100% mit der Anthroposophie identifizieren konnte.
Des Weiteren fand nach langen Vorbereitungen in der Woche vom 06.11. bis 10.11. das lang ersehnte Feriencamp für die Compañeros auf der Insel El Hierro statt. Die Vorfreude war groß, sodass man schon Wochen vorher immer wieder die Fragen der Compañeros über El Hierro und die Reise beantworten musste, wie z.B. wer denn alles mitgeht, oder ob wir auch genug Windeln und sonstiges mitnehmen.
Kurz vor Beginn der Reise, bei der insgesamt 20 Compañeros, 7 Freiwillige und 5 Mitarbeiter dabei waren, wurden uns Begleitern immer 1 bis 2 Compañeros zugeteilt, um die man sich in der Woche kümmert und für die man die Verantwortung hat. Ich war, gemeinsam mit einer weiteren Freiwilligen für nur eine Compañera im Rollstuhl zuständig, da es zu zweit deutlich einfacher ist, sie beispielsweise aus dem Rollstuhl ins Bett zu tragen.
Am Montag den 6.11. ging es dann endlich los. Bis zum Mittagessen wurde normal gearbeitet und um 15 Uhr ging es dann mit zweit Autos, 3 Bussen und viel Gepäck los zum Hafen in Los Christianos, wo auch schon die Fähre auf uns wartete. Nach etwa 2 ½-stündiger Fahrt, die nach einem üppigen Mittagessen bei einigen Compañeros zu Seekrankheit führte, kamen wir im Hafen von Valverde auf der Insel El Hierro an. Nach unserer Ankunft mussten wir noch ca. 1 Stunde mit den Autos und Bussen zu unserer Unterkunft fahren. Die Unterkunft war eine ,,aula de la naturaleza“, was in etwa einem deutschen Naturfreundehaus entspricht, das in der Nähe des Ortes Taibique mitten im Wald lag, wobei die Temperaturenvon ca. 15 Grad aufgrund der Höhe über dem Meeresspiegel für uns alle ungewohnt kalt waren. Da das Haus leider nicht Rollstuhlgerecht war, musste ich mit zwei Compañeros und einer weiteren Freiwilligen in einem kleinen Ferienhäusschen wohnen, das etwa 5 Minuten Autofahrt von dem großen Haus entfernt war. Die Anderen schliefen alle gemeinsam in großen Schlafsälen. Nach einem ausgiebigen Abendessen fielen dann alle, natürlich nach Zähne putzen, wickeln, duschen, etc., müde von der Reise ins Bett.
Der Dienstag war dann der erste ganze Tag mit den Compañeros. Nach einem wieder sehr ausgiebigen Frühstück stiegen alle in die Busse und es ging am Berg entlang in engen Kurven, auf schmalen Straßen und immer mit Sicht aufs Meer in Richtung der berühmten Kirche der Virgen de los Reyes, die wir dann besichtigten.

Kirche der Virgen de los Reyes
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Aufgrund von starkem Regen wurde der eigentlich darauffolgend geplante Spaziergang schon nach kurzer Zeit abgebrochen und wir stiegen wieder in die Busse um einen schönen Platz zum Mittagessen zu suchen. Diesen fanden wir auf einer Lichtung im Wald, wo einige Bänke standen, auf denen wir unser Picknick genießen konnten. Nach dem Essen hatte sich das Wetter gebessert, sodass wir in kleinen Gruppen zu Spaziergängen in die Umgebung aufbrachen, wobei der Waldboden für den Rollstuhl häufig zu einer größeren Herausforderung wurde.
Am Mittwoch brachen wir wieder direkt nach dem Frühstück mit den Bussen auf, um das „Ecomuseo de Guinea“ zu besichtigen, wo ausgestellt wird, wie die Menschen auf El Hierro früher gelebt haben.



Dazu gehörte auch die Besichtigung einer Höhle und der Besuch eines „Lagartario“, eines Terrariums, in dem eine große Echsenart lebt, die es nur auf El Hierro gibt und von der man lange geglaubt hat, sie sei schon ausgestorben.
Das Mittagessen verbrachten wir an dem „piscina natural de la Maceta“ , d.h. einem Naturschwimmbad, in dem leider nur ein paar von den Freiwilligen und Mitarbeitern schwimmen konnten, da es durch starken Wellengang für die Compañeros zu gefährlich war.

Piscina natural la maceta



Besonders interessant war der Temperaturunterschied von ca. 10 Grad, denn oben bei unserer Unterkunft waren es 14 Grad und unten am Meer 24 Grad.
Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause, die zum Ausruhen und die Aussicht genießen genutzt wurde, machte sich die ganze Gruppe auf den Weg, um einen Spaziergang durch das Lavagestein an der Küste entlang zu machen, wobei man noch einmal die wunderschöne Küste,bestehend aus schwarzen Steinen, bewundern konnte.





Da die Insel El Hierro eine nur sehr dünn besiedelte Insel ist, auf der auch nur wenige Touristen Platz haben, konnten wir dort in der Nacht einen wunderschönen Sternenhimmel beobachten, bei dem sogar die Milchstraße als helleres Band am Himmel zu erkennen war.
Am Donnerstag fuhren wir zunächst morgens noch einmal weiter hinauf in die Berge, wo wir „El Sabinar“ besichtigten, einen Wacholderwald, in dem sich die Bäume aufgrund von ständigem starken Wind verbiegen und so krumm wachsen, dass einige der Baumkronen bereits den Boden berühren.

El Sabinar bei Nebel

Eigentlich sieht man im Hintergrund dieses Wahrzeichens der Insel El Hierro das Meer, dies blieb uns allerdings verwehrt, da das Wetter eher von Regen, Nebel und Kälte geprägt war.
Nach einem Spaziergang durch diese, durch den Nebel sehr geheimnisvoll wirkende Landschaft machte sich die ganze Gruppe auf den Weg in Richtung der Stadt La Restinga, den südlichsten Punkt Spaniens. Dort wurde am Hafen, wo es auch einen kleinen Strand gab, zunächst wieder Mittaggegessen, gebadet und später in kleinen Gruppen der Hafen erkundet, wobei wir noch einmal die wunderschönen Steilküsten und das tiefblaue Meer bewundern konnten.

Hafen von "La Restinga"





Nach diesem Tag war die Reise dann schon fast vorbei. Am Freitag wurde nach dem Putzen der Unterkünfte die Autos und Busse beladen und wir fuhren wieder in Richtung Hafen und auf die Fähre. Nach etwas stärkerem Wellengang, was wieder bei Einigen eine leichte Übelkeit auslöste, kamen wir dann nachmittags wieder auf Teneriffa an, wo die Compañeros schon sehnsüchtig von ihren Familien erwartet wurden.
Für uns ging damit eine sehr anstrengende, aber auch sehr aufregende und interessante Woche vorbei, in der wir sehr viel von der wunderschönen Insel El Hierro gesehen, viel gearbeitet, aber auch die Compañeros mal ganz anders kennengelernt haben.

Richtig entspannen konnten wir danach jedoch erst am Sonntag, da am Samstag zuerst die Kindergruppen betreut werden mussten und Abends der Laternen-Umzug und das St. Martin-Fest in der Einrichtung stattfand, bei dem wir Freiwilligen natürlich auch helfen mussten. Während des Laterne-Umzugs, bei dem wir Freiwilligen die Kinder aus unseren Kindergruppen begleiteten, wurde die Geschichte von Sankt Martin und dem Bettler von zwei Mitarbeitern und dem Pferd der Einrichtung dargestellt, was ich sehr beeindruckend fand.

In der Zwischenzeit, konnte ich auch mit einer weiteren Freiwilligen an unserem freien Tag die Stadt „Los Gigantes“ besichtigen, die allerdings sehr touristisch geprägt ist und mir deswegen nicht so gut gefallen hat.

Hafen von Los Gigantes

Los Gigantes

Außerdem waren wir diesen Sonntag ein weiteres Mal auf dem Flohmarkt in Guargacho und besichtigten danach, auf Empfehlung eines Mitarbeiters der Einrichtung, den „montaña amarilla“, den gelben Berg an der Costa Silencio. Dieser Berg besteht aus gelb erscheinendem Gestein und fällt als eine Steilküste ins Meerhinab. Dort genossen wir die Sonne, denn auch hier macht sich seit einiger Zeit der November durch häufig wolkigerem Himmel und Temperaturen bemerkbar, die nur noch ca. 20 Grad betragen.

montaña amarilla

montaña amarilla

montaña amarilla